Rezept: Biersoabbe (Biersuppe aus dem Siegerland)
© S. Troll mit Material von Jochen Herz
Qualität: Demeter oder vergleichbare Produkte (*)
Zutaten für 4 Portionen:
0.75 l | Magermilch | ca. 0.79 € |
0.75 l | Bier | ca. 1.43 € |
30 g | Butter | ca. 0.30 € |
4 EL | Zucker | ca. 0.11 € |
3 EL | Mehl | ca. 0.09 € |
2 | Eier | ca. 0.51 € |
1 Prise(n) | Salz | ca. 0.00 € |
1 Prise(n) | Zimt - gemahlen | ca. 0.03 € |
Rosinen |
Zubereitung:
Milch aufkochen.
Butter auslassen und Mehl anschwitzen. Heiße Milch nach und nach hinzufügen und gut durchrühren. Bier in die Milch geben und mit Salz, Zucker, Zimt und Rosinen weitere 10 Minuten leise köcheln lassen.
Danach die Suppe mit zwei Eigelb abziehen. (Nicht mehr kochen lassen!! !) Eiweiß zu Schnee schlagen und unter die Suppe heben.
Herbert Schmitt: Bier und Schnaps gehören zum Siegerland, wie Riewekooche und Schmatzbäckel. Wir alle wißen, daß die Pharaonen am Nil und die Menschen zwischen Euphrat und Tigris bierähnliche Getränke kannten. Auch von unseren germanischen Vorfahren wird behauptet, daß sie "immer noch eins tranken". War es bei den alten Ägyptern ein Trank aus vergorenem Brot, der möglicherweise das Aussehen von Bier hatte, so habe ich meine Zweifel, daß wir heute mit einem solchen Gebräu auf unsere Gesundheit anstoßen würden. Ob der Met, jenes sagenumwobene, mit Pilzen und Baumrinde gewürzte Honiggetränk aus germanischer Vorzeit unseren Geschmacksnerven zugesagen würde, darf bezweifelt werden. Die mit Rosmarin und Gagelkraut verfeinerten Biere des frühen Mittelalters könnten höchsten im Zuge der Harmonisierung der EG-Getränke- Vorschriften in die hinteren Regalen großer Supermarktketten Einzug halten. Trinken wollte ich keines.
Kein Wunder also, daß Wein das bevorzugte Getränk der Zeit war. Erst mit der Verwendung von Hopfen beim Brauen, konnte sich Bier seit dem 14. Jhdt. gegenüber dem Wein durchsetzen. (Der Wein dieser Zeit war allerdings auch nicht mit den edlen Tropfen unserer Tage vergleichbar. ) Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurde Hopfen im Siegerland angebaut. Vielfach wurde Bier selbst gebraut, genauso wie es allegemein üblich war den Korn und Wacholder selbst zu brennen. Heute stehen für die Siegerländer Braukunst so klangvolle Namen, wie Eichner, Erzqüll, Irle, Krombacher.
Kein Wunder also, daß inmitten solcher Hopfen-Herrlichkeiten, so mancher feuchtfröhliche Zug in die Siegener Altstadt einen schalen Geschmack hinterläßt: Der Wilhelm, seines Zeichens Maurer, entschloß sich, wie üblich zu einer samstäglichen "Schbratzdur" und ließ sich auch nicht von seinem Bruder davon abhalten, als dieser beschloß die Wohnung zu tapezieren. Nun muß man an dieser Stelle einfügen, daß früher, statt handelsüblicher Kleister, sogenannter Mehlpapp (siegerl. : Mählbabb) aus eben Mehl und Wasser angerührt wurde.
Während nun Wihlhelms Bruder schon die halbe Wohnung tapezierte hatte und den Rest des "Mählbabb" und Tapentenrollen zur Seite stellte, endete Wilhems Tour im "Schwarzen Hemd", einer Kneipe in der Löhrstraße. Von dort trat er torkelnd seinen Heimweg an. Da während dieser "Schbratzdur" zwar viel getrunken, aber weniger gegessen wurde, war die Heimkehr wie stets von großem Kohldampf begleitet. Als Wilhelm zu Hause ankam, suchte er nach etwas Eßbarem und fand endlich einen großen Topf mit Brei gefüllt, löffelte diese "Milchsuppe" in sich hinein und legte sich schlafen. Am anderen Morgen wurde er von wildem Gebrüll aus seinen Träumen gerißen und sah seinen großen Bruder neben dem Bett stehen, der wutentbrannt rief: "Ahler Sajjbälz, häsde gesdern aowend noch wat gässe?" "Waarde? Ech glauw e Debbche Soabbe." "Wat? E Debbche nennsde dat? Dat woar e groaß Debbe med dräj bes fier Lidder. Waißde och wat drenn woar? Dat ech ho de morje de Kech dabbezieren woll, dat wirschde woal noch weße. Itz marsch uß dem Bädde onn najjer Mählbabb gekocht! Du häst nämlich gesdern aowend dr Mählbabb frässe!" (Nach Trutzhard Irle)
Verwechslungen können vorkommen und da dieser Kleister biologisch abbaubar war, brauchen wir uns auch keine Sorgen um Wilhelm zu machen. Die obige Biersuppe aber ist zum Tapezieren viel zu schade!
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