Rezept: Turten von Walis (Üßerbärger-Fladu), Teil 2
Qualität: Konventionell hergestellte Lebensmittel (*)
Zutaten für 1 Rezept:
500 g | Brot/Vollkorn | |
500 g | Alpkäse, gerieben | |
0.5 l | Milch - lauwarm | ca. 0.48 € |
4 | Eier | ca. 0.68 € |
100 g | Rosinen | ca. 0.24 € |
Salz | ca. 0.00 € | |
Wenig Safran | ||
Butter - fingerhoch ! |
Zubereitung:
Folgendes war die Antwort von Arthur Heinzmann zu der im Teil 1
gestellten Frage !
Arthur Heinzmann: also... ich bin heute fündig geworden was diese
Walliser Törtchen angeht.
Ich hab mich kurzerhand mal in unser örtliches Altenheim zu den
Insaßen gesetzt und mit Ihnen etwas geplaudert. Nach einer halben
Stunde startete ich eine Art Wettbewerb. Ich las den Leuten die
Dialektform des Rezeptes vor. Siegerin sollte die Person werden,
welche mir verraten kann, woher dieser Dialekt stammt und was es mit
den Törtchen auf sich hat.
Es war sehr intereßant zu sehen, wie aufmerksam die Leute zuhörten.
Hie und da meldete sich jemand und ich mußte das eine oder andere
Wort noch mal wiederholen. Als ich beim Safran angelangt war, wurde
ich jäh von einer 94 jährigen Munderin unterbrochen.
"hehe wart amal, das sind kei wallisär turtä, das want dü da
meintscht, sind üßerbärger-flade"!
oder in Deutsch: "he warte mal, was Du da meinst, sind keine Walliser
Törtchen, sondern Außerberger Fladen" ! Weiter ging dann die
Erklärung. Früher hätten die Außerberger den Mundern immer wieder
etwas von ihrem Safran entwendet, um ihren Walliser Fladen eine
besondere Note zu geben. In den Nachkriegsjahren seien diese Fladen
in unserer Gegend eines der wenigen Festeßen gewesen. 'Normale' Leute
hätten sich den Safran aber gar nicht leisten können. Um nun
anzugeben, seien die Außerberger nachts nach Mund gewandert und
hätten dort immer nur ein wenig vom Safran genommen, in der Hoffnung,
die Munder würden es nicht merken. Der Safran habe den Außenbergern
nur zur Färbung des Fladens gedient. Vom Geschmack habe man praktisch
nichts gemerkt. Das seien dazumal die einzigen 'Walliser Fladen'
gewesen, die immer gelber waren als die Übrigen und diese
'Außerberger Fladen' wurden bald mal bekannter als die andern.
Irgendwann hat dann mal ein Munder einen Außerberger beim Klau
erwischt und gestellt. Der wurde dann so lange in einen Gadu (Erker)
gesperrt, bis er schließlich verriet, wozu er den Safran wollte.
Seither gab es 'gelbere Fladen' nur noch zu besonderen Anlässen,
allerdings mit gekauftem Safran hergestellt.
Die kleine Frau mit dem guten Mundwerk merkte noch an, daß derjenige,
welcher dieses Rezept im Dialekt geschrieben hätte, bestimmt weder
ein Außerberger, noch ein Munder gewesen sei. Das sei kein echter
Walliser Dialekt, meinte Sie schmunzelnd.
Heute abend nun habe ich in der Heimküche auf genaue Anweisung dieses
Munder Frauchens ihren 'Üßerbärger- Fladu' gebacken. Das Intereßante
an der ganzen Sache ist, daß man hier micht mit genauen Mengen
arbeitet, sondern aus dem Handgelenk.
Um eine runde 45 cm Kuchenform zu belegen, brauchte ich:
[Siehe Zutaten]
Anstelle einer Pfanne habe ich eben das Kuchenblech genommen. Den
Teig habe ich zu einem flachen Fladen geformt und dann über die
geschmolzene Butter gelegt. Die Rosinen habe ich auch in den Teig
eingearbeitet und nicht darübergestreut. Ansonsten entsprach das
Rezept genau den Angaben von Emmi (Name der Munderin). Einige wollten
den 'Üßerbärger-Fladu' warm, andere kalt essen. Für mich konnte ich
bloß noch ein winziges Eckchen retten, hat aber ganz gut geschmeckt.
Abschließend möchte ich allen Außerbergern versichern, daß ich nichts
gegen Sie habe und auch nicht beabsichtige, sie des Diebstals am
Munder Safran zu bezichtigen. Ich habe lediglich weitergegeben, was
mir Emma S. aus Mund über ein Rezept verraten hat.
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